Blockchain – Modeerscheinung oder doch mehr?
Eine noch kaum bekannte Technologie wird vielleicht bald das gesamte Finanzwesen umkrempeln. Blockchain geht nicht nur Banken und Börsen etwas an, sondern auch IT-Anbieter und natürlich jeden Kunden. Nach der anfänglichen Abwehrhaltung, wie sie immer gegenüber Neuem auftritt, haben die etablierten Spieler den Ernst der Lage erfasst und bereits zahlreiche Patente eingereicht, um ihr Gärtlein mit proprietären Lösungen vor einem allgemeinen Standard zu schützen.
Blockchain: Was ist das?
Der klassische Geldverkehr läuft aus topologischer Sicht über zentrale Hubs: Abgesehen vom Bargeld funktioniert der Austausch nur über eine zentrale Verrechnungsstelle, also praktisch gesehen eine Bank. Eine Ebene höher geschieht das Gleiche über die Zentralbanken und internationalen Clearing Centers. Euroclear wickelt beispielsweise täglich Devisentransaktionen in der Höhe von mehreren hundert Milliarden Dollars ab.
Blockchain dagegen kann man topologisch mit dem Internet vergleichen: Eine Block Chain (eine Kette von Blöcken bzw. Daten) ist eine dezentral verwaltete Datenbank für die Verwaltung von Werten. Das können Barguthaben, Wertschriften, Immobilien oder andere Einheiten sein. Eine der bekanntesten Anwendungen von Blockchain ist Bitcoin.
Die Assets liegen auf verschiedenen Servern. Die Verbindung erfolgt via Internet und ein Blockchain-Protokoll. Über die Werte wird mittels einem privaten, digitalen Schlüssel sowie einem öffentlichen Schlüssel verfügt. Transaktionen sind nur mit beiden Schlüsseln möglich.
Und wie funktioniert das Ganze?
Wer einen Geldbetrag überweisen will, löst einen Prozess aus, in dessen erster Phase überprüft wird, ob er über den Betrag verfügen kann. Im zweiten Schritt erfolgt dann die Gutschrift an die andere Partei. Danach erfolgt an alle anderen Datenbanken die Mitteilung dieser Transaktion, worauf erst das Clearing erfolgt. Am Schluss sind wieder alle Datenbanken up-to-date.
Welche Vorteile verspricht dieses Vorgehen?
- Die dezentral vorgenommenen und gespeicherten Transaktionen verunmöglichen Manipulationen. Sicherheit und Stabilität sind bedeutend höher.
- Mit den entsprechenden Zugriffsrechten können alle Transaktionen zurückverfolgt werden – ein grosses Plus für die Regulations- und Aufsichtsbehörden.
- Die teuren zentralen Strukturen entfallen. Das Einsparungspotenzial dürfte rund 50 % betragen.